Peter Böhnisch: Der den Sand zum Leuchten bringt

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Die Bilder von Peter Böhnisch zeigen Traumlandschaften mit Tiefe und Seele. Die Galerie Michael Haas in Berlin widmet dem Künstler eine umfassende Einzelausstellung.
Von Guido Walter, Berlin, 12.4.2021

Peter Böhnisch.Künstler, Berlin. Du und ich

In schäumender Gischt liegt eine Frau. Sie scheint auf dem Wasser zu schweben. Ihr Gesicht ist präsent. Aber ihr Körper ist ein Skelett. Ihr Zustand liegt irgendwo zwischen Leben und Tod. Also dort, wo die Träume verortet sind. Peter Böhnisch ist kein Maler im klassischen Sinne. Er arbeitet seit 2015 nur mit Sand und Pigmenten und schafft Reliefbilder, die den Betrachter in Traumlandschaften hineinziehen. Wie beim oben beschriebenen, 2020 entstandenen Bild „Du und ich“.

Peter Böhnisch, Künstler, Berlin
Peter Böhnisch, Künstler, Berlin

 

„Ich möchte, dass der Betrachter in etwas hineingehoben wird, das über unser Denken hinausgeht“, sagt Böhnisch. „Ein Aspekt dabei ist Schönheit. Aber keine oberflächliche Schönheit, sondern eine, die aus der Tiefe rührt.“ Peter Böhnisch erklärt sich die Inspiration für seine Motive damit, dass er früh im Leben mit dem Tod konfrontiert wurde.

Entscheidung in der Wüste

Peter Böhnisch, Künstler, Berlin

 

Wir Menschen leben nicht auf den Tod hin. Wir leben so, als wenn das Leben ewig weiter geht. Wahrscheinlich ist das die einzige Möglichkeit, überhaupt zu leben. Man kann nicht auf den Tod hinleben. „Der Mensch an sich ist ein großes Geheimnis“,  sagt Böhnisch. Nichts löst mehr Gefühle aus als der Verlust eines geliebten Menschen.

Böhnisch interessiert das Gedankengut christlicher Mystiker wie Meister Eckhart. Zen-Meditation hat eine große Wirkung auf ihn gehabt.

Innere Gesichter. Seelenzustände

Peter Böhnisch, Künstler, Berlin

 

Peter Böhnisch zeichnet mit Fingern im trockenen Sand, den er zuvor mit Pigmenten, also farbgebenden Substanzen, vermischt hat. Das halbfertige Bild unterzieht er einem Verfremdungseffekt, den er nur zu einem Teil kontrollieren kann, der aber den Überraschungseffekt zufälliger Strukturen mitbringt. Das Prinzip erinnert an Décalcomanie, die künstlerische Technik des Farbabzuges, die Max Ernst weiterentwickelte, in dem er bestimmte Flächen nach dem Abzug wieder übermalte.

Böhnisch setzt in Ausnahmefällen Pastellfarbe ein, mit der am Schluss noch einmal über seine Bilder geht. „Am schönsten sind die Pastellfarben-Pigmente, die nachher fixiert sind. Die strahlen tatsächlich etwas aus. Ich bin ganz happy, dass ich sie zum Leuchten bekommen habe. Gerade Pastellfarben können extrem knallen von der Farbe.“

Peter Böhnisch, Künstler, Berlin

 

Er malt raumfüllende, bis zu 210 x 840 cm messende Reliefbilder. Aber auch kleinere Porträts. Nur auf den ersten Blick unterscheiden sie sich von der Motivwelt der Großformate. In der Serie „Space" finden sich Gesichter von fiktiven Raumfahrern und Raumfahrerinnen. Also Menschen, die sich ebenfalls in einer Zwischenwelt befinden.

 

Wie der Explorer Daniel. „Wenn der Mensch beim Betrachten des Sternenhimmels über die Weite des Universums und die Vielzahl der Sterne staunt, wird er in ein Gefühl der Weite hinein gehoben“, sagt Böhnisch. „Es geht um Vertrauen und darum, wer wir über den Tod hinaus sind.“
 Böhnisch hätte große Lust, Leute zu porträtieren. „Aber das ist gar nicht so meine Stärke. Ich zeichne eher innere Gesichter. Seelenzustände.“

Peter Böhnisch, Künstler, Berlin

Im Jahr 1977 wurde er in Waiblingen geboren. An der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe studierte er bei Anselm Reyle und Andreas Slominski. Zuerst zeichnete er hauptsächlich, dann wandte er sich verstärkt der Leinwand zu, die er mit seinen Bildern klassisch wie Tempera, Wachsmalkreide, Pastell- und Acrylfarben bearbeitete. Mit dem Einsatz von Wachs und Holz wagte er den Schritt in die Dreidimensionalität. Die nun mit seinen großen, in Sand gemalten Bildern weiterentwickelt hat.

Galerie Michael Haas
Niebuhrstr. 5
10629 Berlin
+49-30-8892910
www.gallerymichaelhaas.com

Fotos: Wolfgang Ganter

Peter Böhnisch, Künstler, Berlin

Ausstellung / Exhibition: vom 24. Oktober bis zum 23. November 2022 in Prag

Peter Böhnisch
TURN OUT

Curated by Nicola E. Petek

Duration: 24 October – 23 November 2022
DSC Gallery
Dlouhá 923/5
Staré Město
110 00 Praha
www.dscgallery.com

Hours: Mon – Fri, 1 – 6 pm

Auszüge aus der Ausstellungs-Ankündigung:

Mit seinen Sandbildern lotet Peter Böhnisch die Möglichkeiten der Malerei jenseits von Öl auf Leinwand aus.

In seinen rätselhaften Szenen verbindet der Künstler traditionelle Bildthemen mit zeitgenössischen Elementen - Caritas, Heilige und barocke Darstellungen treffen auf postmoderne Elemente wie die Raumfahrt und aktuelle Alltagsgegenstände.

Excerpts from the exhibition announcement:
With his sand paintings, Peter Böhnisch explores the possibilities of painting beyond oil on canvas.
In his enigmatic scenes, the artist combines traditional pictorial themes with contemporary elements – caritas, saints and baroque depictions meet postmodern elements such as space travel and current everyday objects.



Peter Böhnisch: Shining Sand

Peter Böhnisch's pictures show dream landscapes with depth and soul. The Michael Haas Gallery in Berlin is devoting a comprehensive solo exhibition to the artist.
By Guido Walter, Berlin, April 12th, 2021

A woman lies in the foaming spray. She seems to float on the water. Her face is present. But her body is a skeleton. Her condition is somewhere between life and death. So where the dreams are located. Peter Böhnisch is not a painter in the classical sense. He has only been working with sand and pigments since 2015 and creates relief images that draw the viewer into dream landscapes. As with the picture "You and I" from 2020, described above.

"I want the viewer to be lifted into something that goes beyond our thinking," says Böhnisch. "One aspect is beauty. Not superficial beauty, but one that stems from the depths."
Peter Böhnisch explains the inspiration for his motifs by the fact that he was confronted with death early in life.

We humans do not live to death. We live as if life goes on forever. Probably the only way to live at all. You cannot live to death. "People themselves are a big secret," says Böhnisch. Nothing triggers more emotions than the loss of a loved one.

Böhnisch is interested in the ideas of Christian mystics like Meister Eckhart. Zen meditation had a great effect on him. Peter Böhnisch draws with his fingers in the dry sand that he has previously mixed with pigments, i.e. coloring substances. He subjects the half-finished picture to an alienation effect, which he can only partially control, but which brings with it the surprise effect of random structures. The principle is reminiscent of Décalcomanie, the artistic technique of the color print, which Max Ernst further developed by painting over certain areas again after the print.

In exceptional cases, Böhnisch uses pastel colors, with which he goes over his pictures again at the end. "The most beautiful is the pastel pigments that are set afterward. They radiate something. I am very happy that I got it to shine. Pastel colors in particular can be extremely popping of the color."

He paints room-filling relief pictures measuring up to 210 x 840 cm. But also smaller portraits. Only at first glance do they differ from the motif world of the large formats. The "Space" series features the faces of fictional space travelers - people who are also in an intermediate world.

Like the explorer „Daniel“.

"When people are amazed at the vastness of the universe and the multitude of stars when looking at the starry sky, they are lifted into a feeling of vastness," says Böhnisch. "It's about trust and who we are beyond death.“ Böhnisch would like to portray people. "But that's not my strength at all. I tend to draw inner faces. States of the soul. "

He was born in Waiblingen in 1977. He studied at the State Academy of Fine Arts in Karlsruhe with Anselm Reyle and Andreas Slominski. At first, he mainly drew, then he increasingly turned to the canvas, which he worked on with his pictures in a classic way such as tempera, wax crayons, pastel, and acrylic paints. With the use of wax and wood, he dared to take the step into three-dimensionality. Which has now developed further with his large pictures painted in the sand.